Spritzguss
Einspritzen geschmolzener Kunststoffe in Metallformen
Traditionelle Fertigung vs. 3D-Druck
Spritzguss ist ideal für Großserien, aber unsere 3D-Druck Services bieten Vorteile für Prototyping und Kleinserien.
Spritzguss - Großserien-Standard vs. 3D-Druck
Übersicht
Spritzguss ist das dominierende Verfahren für Kunststoff-Großserien weltweit. Mit Millionen produzierten Teilen täglich liefert es niedrigste Stückkosten - aber nur bei entsprechenden Mengen. Hier zeigen wir die versteckten Kosten und warum 3D-Druck für viele Anwendungen die bessere Alternative ist.
Spritzguss im Detail
Das Verfahren
- Kunststoff wird geschmolzen (200-400°C je nach Material)
- Unter hohem Druck in Werkzeug gespritzt (100-2000 bar)
- Abkühlung und Erstarrung in der Metallform
- Automatische Entnahme des fertigen Teils
- Zyklus wiederholt sich alle 10-180 Sekunden
Warum Spritzguss bei Großserien unschlagbar ist
- Stückkosten: €0,05-€2 bei 100.000+ Stück
- Zykluszeiten: 10-60 Sekunden pro Teil
- Präzision: ±0,05mm bei optimalen Bedingungen
- Oberflächen: Von hochglanz bis strukturiert
- Vollautomatisierung: 24/7 Produktion möglich
Die versteckten Kosten des Spritzgusses
1. Werkzeugkosten - Der große Kostentreiber
Einfache Teile: €10.000-€25.000
- 1-teilige Werkzeuge ohne komplexe Geometrien
- Keine Hinterschnitte oder beweglichen Teile
- Standard-Materialien (Werkzeugstahl)
- Beispiel: Einfache Becher, flache Abdeckungen
Mittlere Komplexität: €25.000-€50.000
- Schieber für Hinterschnitte erforderlich
- Mehrere Entformungsrichtungen
- Gehäuse mit Schnappverbindungen
- Beispiel: Elektronikgehäuse, Spielzeugteile
Komplexe Teile: €50.000-€100.000+
- Multiple Schieber und Kerne
- Heißkanal-Systeme für mehrere Anspritzpunkte
- Präzisions-Einsätze für feine Details
- Beispiel: Automotive-Cockpit-Teile, medizinische Geräte
Extreme Komplexität: €100.000-€500.000+
- Multi-Shot-Werkzeuge (mehrere Materialien)
- Rotations-Schieber für extreme Hinterschnitte
- Mikro-Strukturen mit Hochpräzisions-Einsätzen
- Beispiel: Smartwatch-Gehäuse, optische Komponenten
2. Änderungskosten - Der Killer für Entwicklungsprojekte
Designänderung = Neue Investition
Problem: Jede Änderung am Design erfordert Werkzeug-Modifikation oder Neubau
- Kleinere Änderungen: €2.000-€10.000
- Größere Redesigns: €15.000-€50.000
- Komplette Neugestaltung: Vollkosten wie Neuwerkzeug
Typische Entwicklungs-Szenarien
Elektronikgehäuse-Entwicklung:
- Prototyp-Werkzeug: €25.000
- Nach Tests: Port-Änderungen: +€5.000
- Wandstärken anpassen: +€8.000
- Serien-Werkzeug: +€15.000
- Während Produktion: Änderung: +€12.000 Gesamt: €65.000 nur für Werkzeuge!
3. Mindestmengen - Der Wirtschaftlichkeits-Zwang
Break-Even-Analyse
Werkzeugkosten: €30.000 Stückkosten Spritzguss: €1,50 Alternative 3D-Druck: €25 pro Stück
Break-Even: 30.000 ÷ (25 - 1,50) = 1.277 Stück
Unter 1.300 Stück ist 3D-Druck günstiger!
Realistische Mindestmengen nach Komplexität
- Einfache Teile: 5.000-10.000 Stück
- Mittlere Komplexität: 10.000-25.000 Stück
- Komplexe Teile: 25.000-50.000 Stück
- Extreme Komplexität: 50.000+ Stück
4. Vorlaufzeiten - Zeit ist Geld
Werkzeugbau-Timeline
- Design und Simulation: 1-2 Wochen
- Werkzeugbau: 4-8 Wochen (einfach) bis 12-20 Wochen (komplex)
- Bemusterung und Optimierung: 1-3 Wochen
- Freigabe und Anlauf: 1-2 Wochen
Gesamt: 7-33 Wochen bis zur ersten Serie!
Opportunity Costs
Was kostet die Verzögerung?
- Time-to-Market-Verlust: Konkurrenz kommt zuerst
- Lagerkosten: Hohe Mindestmengen müssen finanziert werden
- Flexibilitätsverlust: Marktänderungen schwer adaptierbar
3D-Druck als Spritzguss-Alternative
Wann ist 3D-Druck wirtschaftlicher?
Stückzahl-Grenzen
- Unter 1.000 Stück: 3D-Druck fast immer günstiger
- 1.000-10.000 Stück: Abhängig von Komplexität und Materialien
- Über 10.000 Stück: Spritzguss meist wirtschaftlicher
Komplexitäts-Vorteil
3D-Druck-Vorteile bei:
- Hohlräumen und internen Strukturen
- Hinterschnitte ohne Zusatzkosten
- Integrierten beweglichen Teilen
- Kundenspezifischen Anpassungen
Prototyping-Phase: 3D-Druck unschlagbar
Iterative Entwicklung
Spritzguss-Szenario:
- Prototyp-Werkzeug: €25.000
- 3 Design-Iterationen: +€15.000
- Gesamt: €40.000
3D-Druck-Szenario:
- 10 Prototyp-Iterationen: €2.500
- Kleinserien-Tests: €5.000
- Gesamt: €7.500
Ersparnis: €32.500 + schnellere Markteinführung!
Bridge-Production: Das Beste aus beiden Welten
Markteinführungs-Strategie
- Phase 1 (Monate 1-6): 3D-Druck für Markttest (500 Stück)
- Phase 2 (Monate 7-12): 3D-Druck Kleinserien (2.000 Stück)
- Phase 3 (Monat 13+): Spritzguss-Serienfertigung (50.000+ Stück)
Vorteil: Umsätze bereits in Monat 1, Werkzeug-Investition erst bei bewiesener Marktnachfrage!
Materialien im Vergleich
Mechanische Eigenschaften
| Eigenschaft | Spritzguss ABS | FDM ABS | Faktor |
|---|---|---|---|
| Zugfestigkeit | 40 MPa | 35 MPa | 0.88x |
| Bruchdehnung | 25% | 8% | 0.32x |
| Schlagzähigkeit | 15 kJ/m² | 10 kJ/m² | 0.67x |
Fazit: 3D-Druck erreicht 70-90% der Spritzguss-Eigenschaften
Oberflächenqualität
- Spritzguss: Ra 0.1-1.0μm (polierte Werkzeuge)
- FDM: Ra 5-15μm (sichtbare Schichtlinien)
- SLA: Ra 1-5μm (glatte Oberflächen)
Total Cost of Ownership (TCO) Vergleich
Beispiel: Elektronikgehäuse (100×60×20mm)
Spritzguss-TCO (10.000 Stück)
- Werkzeugkosten: €35.000
- Materialkosten: €8.000 (€0,80/Stück)
- Produktionskosten: €5.000
- Lagerkosten: €2.000
- Änderungskosten: €8.000 (2 Änderungen) Gesamt: €58.000 (€5,80/Stück)
3D-Druck-TCO (10.000 Stück)
- Druckkosten: €80.000 (€8/Stück)
- Materialkosten: Inklusive
- Setup-Kosten: €1.000
- Lagerkosten: €500 (On-Demand)
- Änderungskosten: €0 Gesamt: €81.500 (€8,15/Stück)
Spritzguss günstiger ab 10.000 Stück, aber:
- €27.000 Vorabinvestition bei Spritzguss
- Flexibilität für Änderungen bei 3D-Druck
- Cashflow-Vorteil bei 3D-Druck
Unsere Empfehlung: Hybride Strategie
Phase 1: Entwicklung & Prototyping
Ausschließlich 3D-Druck
- Schnelle Design-Iterationen
- Funktionale Tests
- Marktvalidierung
- Anwender-Feedback
Phase 2: Markteinführung
3D-Druck für erste Chargen
- 100-2.000 Stück je nach Marktreaktion
- Produktions-Skalierung testen
- Demand-Planning optimieren
- Cashflow schonen
Phase 3: Serienfertigung
Spritzguss bei bewiesener Nachfrage
- Werkzeug-Investition erst bei >5.000 Stück/Jahr
- Etablierte Nachfrage minimiert Risiko
- Optimierte Designs für Spritzguss
Häufige Fehler vermeiden
❌ Spritzguss-Fallen
- Zu frühe Werkzeug-Investition ohne Marktvalidierung
- Unterschätzte Werkzeugkosten bei komplexen Teilen
- Keine Puffer für Design-Änderungen eingerechnet
- Überschätzte Stückzahlen → Werkzeugkosten nicht amortisiert
✅ Erfolgreiche Strategie
- 3D-Druck für Markttest und erste Serien
- Konservative Mengen-Planung für Werkzeug-ROI
- Design für beide Verfahren von Anfang an berücksichtigen
- Partner-Netzwerk für flexible Kapazitäten
Ihr Weg zur optimalen Fertigungsstrategie
Stehen Sie vor der Entscheidung zwischen 3D-Druck und Spritzguss? Wir helfen bei der Wirtschaftlichkeits-Analyse:
Unsere Beratung umfasst:
- TCO-Analyse für Ihre spezifische Anwendung
- Stückzahl-Break-Even Berechnung
- Phasen-Strategie für Markteinführung
- Design-Optimierung für beide Verfahren
Kontaktieren Sie uns mit Ihren CAD-Daten und Mengen-Planungen für eine fundierte Empfehlung!
Technische Spezifikationen
Materialien & Anwendungen
Materialien:
Hauptanwendungen:
- • Großserienfertigung (10.000+ Stück)
- • Konsumgüter und Haushaltsartikel
- • Automobilteile (Innen-/Außenbereich)
- • Elektronikgehäuse und Connectors
- • Medizinprodukte (Einwegspritzen, etc.)
Vorteile:
- ✓ Sehr niedrige Stückkosten bei Großserien
- ✓ Hohe Präzision und Wiederholgenauigkeit
- ✓ Ausgereifte, bewährte Technologie
Limitationen:
- • Hohe Werkzeugkosten (€10.000-€100.000+)
- • Jede Designänderung erfordert neue Werkzeuge
- • Wirtschaftlich erst ab 1.000-10.000+ Stück